Beysehir 2

ANTIOCHIEN IN PISIDIEN - YALVA9
Etwa 56 km westlich von Ak§ehir erreicht man über
,kurvenreiche Bergstraßen die türkische Stadt Y alva~, die nicht weit von dem im Neuen Testament erwähnten Antiochia in Pisidien entfernt liegt. Die erste schriftliche Erwähnung der Stadt datiert aus der Zeit zwischen 301 und 280 v. Chr., als Seleukus Nikator die Stadt gründete und sie, wie auch andere Orte, nach seinem Vater benannte. Eine ältere phrygische Ansiedlung bestand dort bereits um einpn Tempel herum. Die Bevölkerung war eine Mischung aus dort beheimateten Phrygiern und angesiedelten Juden, Römern und Griechen von Magnesia am Mäander. Während die dort beheimateten Anatolier ihre eigene Sprache hatten, war zur Zeit des Paulus Griechisch die Sprache, die von den meisten verstanden wurde. Latein war die Amtssprache, und Hebräisch wurde in den Synagogen gelehrt. Die Hauptgottheit in Antiochia war die Kybele, aber auch Men, der wichtigste anatolische Gott, wurde dort verehrt.
Zum ersten Mal wird Antiochia in der Apostelgeschichte (13,14) erwähnt, als Paulus auf seiner ersten Missionsreise, von Perge kommend, dort eintrifft und am Sabbat der in der Synagoge versammelten Gemeinde seine erste überlieferte Predigt hält. Er redete zu ihnen von der Vergebung der Sünden, die durch Jesus gekommen sei. Die Form seiner Anrede deutet darauf hin, daß nicht nur Juden in dieser seiner ersten Ge~~f~e zugegen waren: "Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtige~, hört!" (Apg 13,16). Seine Rede interessierte die Zuhörer ~hw und daher baten sie ihn, wiederzukommen
und am folgena~ Samstag.lwieder zu ihnen zu reden. $eine
Worte müssen a:~h, 4riel (Uskutiert worden sein, , ,..' - .' .
folgenden Woche. "versarmt:lelte sich fast die ganzeli!t~(jttuin
das Wort des Herrn zuhören" (Apg 13,44). Man kann sich gut vorstellen, wie verärgert die eigentliche Gemeinde der Synagoge war,' als sie sah, wie eine Menge scheinbar Neugieriger ihr Gotteshaus in Beschlag nahm, und die Reaktion aus Eifersucht war vorherzusehen. Paulus und Barnabas wiesen die Juden 'wegen ihres Mangels an Gastfreundschaft zurecht, so wie auch Jesus seine Jünger zurechtgewiesen hatte, als sie die Kinder nicht zu ihm lassen
Die Mi~sionsre.isen des Apostel Paulus
Von den MIssionsreisen des Apostels Paulus, durch die das junge Christentum doktrinäre und organisierte Formen annahm, wird im Neuen Testament In der Apostelgesc;hlchte berichtet.
wollten. Das machte sie natürlich bei der Gemeinde nicht sehr beliebt.' Die Heiden aber waren froh, daß auch ihnen das Heil angeboten wurde. Angestiftet durch die verärgerten Juden, ließen einflußreiche Männer und Frauen Paulus und Bamabas aus der Stadt verstoßen (Apg 13,50).
Paulus hat vielleicht auf seiner zweiten und dritten
Missionsreise Antiochia noch einmal besucht, doch nur Derbe und Lystra werden in der Apostelgeschichte (16,1) erwähnt. Da er von Lystra aus durch Phrygien und Galatien nach Alexandria Troas zog, mag er wohl auch noch einmal nach Antiochia gekommen sein. Der Bericht über seine dritte Missionsreise enthält noch weniger Einzelheiten, denn hier werden nur Landschaften erwähnt (Ap'g 18,23). Im 2. Timotheuus-Brief (3,1l) schreibt er von Verfolgungen, die er dort erlitten habe, womit die Verstoßung aus der Stadt gemeint sein könnte, und im Galaterbrief (4,13) erwähnt er die "Schwachheit des Leibes", ohne anzudeuten, um was für ein Gebrechen es sich handelte (Malaria? Trachom? Gelbsucht?).
Ganz gleich, wie oft und wie lange Paulus in Antiochia war, sein Einfluß und der des Barnabas breitete sich in der ganzen Gegend aus und trug Früchte. Aber die aufgebrachten Juden von Antiochia und Ikonion folgten ihm bis nach Lystra und konnten dort die Menge gegen ihn aufwiegeln.
Nicht viel ist heute von Antiochia in Pisidien übriggeblieben. Ausgrabungen der Universität von Michigan wurden vor dem ersten Weltkrieg begonnen und im Jahre 1924 für kurze Zeit wieder. aufgenommen. Einige der Funde befinden sich im Museum von Y alva~. Zu sehen sind noch die Propyläen der Akropolis mit einigen Skulpturen, manche davon mit Stierköpfen, die Reste einer byzantinischen Kirche und einer Basilika. Viele Bausteine der antiken Gebäude, mit denen einst der Boden übersät war, wurden fortgeschafft und andernorts wieder als Baumaterial verwendet. Ein kleiner Teil des römischen Aquädukts steht noch im Norden der Stadt.
Paulus, zusammen mit Bamabas, nach Antloc::hia In PSIdien und predigte in der jüdischen Synagoge. Als sich daraufhin die Botschaft von der Ankunft des Messias zu verbreiteten. begann, wurden sie von der aufgeregten Menge dazu ge
Insgesamt Ist die Rede von drei Reisen: drängt, vor der ganzen Stadt zu sprechen. 1. von Antlochla am Orontes (Antakya) Dieses aber entrüstete die strenggläubige nach Zypem,'Perge, Antlochia In Psidien jüdische Gemeinde, die versuchte, das
und Ikonlon (Konya) Treffen zu unterbinden. Im Neuen Testa.
2. von Tarsus nach Ikonlon, Galatla (Re- ment wird dazu berichtet, daß die Apostel glonAnkara), Phryglen (Region Eskli/e- dennoch große Kühnheit zeigten, hir), Myslen (Region Bahkeslr), die Troas "... Paulus und Barnabas aber sprachen ((:anakkale), Makedonlen, Griechenland offen ... Als das die Heiden hörten, wurden
und Ephesus sie froh und priesen den Herrn ...", wofür
3. nochmals nach Antlochla In Psidien, Paulus und Barnabas jedoch wenig Dank, dann einige Jahre In Griechenland und sondern herbe Kritik einstecken mußten.
Westanato/ien " Denn nach Ihrer Rückkehr nach Jerusa
fiuf dieser letzten Reise wurde Paulus zu: '. '1e'~ wurden Ihre Ihre überstürzte Ent
sammen mit Petrus als Gefangener nach ~heidung zu predigen heftig angegriffen,
Rom gebracht, wo er der Legende nach iIInd es gab viele "... Meinungsverschie
den Märtyrertod starb. d~n~iten ~manchen Streit ..." i~!3~""
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Schon auf ihrer ersten Reise also kam


Bey,ehir ist eine eher langweilige Stadt, mit einem einzigen herausragenden Wahrzeichen ihrer kurzen Glanzperiode als Hauptstadt unter den E~refoglu Beys (1280 bis 1327). Die nach ihnen benannte
E~refoglu Moschee ist in der Türkei die ein
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zige vollständig erhaltene hölzerne Mo
schee; insbesondere die diffizile Ornamentik der 48 Holzsäulen und die getäfelte Kanzel sind sehr eindrucksvoll.
Eine zauberhafte und wenig befahrene Straße (177 km) führt von Bey~ehir herab durch den Taurus und erreicht schließlich l':1anavgat! Alanya. Waffenliebhaber kön
nen über diese Route einen 'Umweg zum Dorf Huglti machen, in dem die besten Jagdgewehre der Türkei hergestellt werden (nach 31 km rechts abbiegen in Richtung Gencek). Fast in jedem Haus des Örtchens gibt es eine Werkstatt, in der die örtlichen Handwerksmeister die verschiedenen Gewehrteile von Hand oder mit Hilfe von Maschinen anfertigen. Das Endprodukt wird über eine dörfliche Kooperative vertrieben. Die vielen neuen Mercedes-Modelle an den staubigen Straßenrändern zeugen von einem offensichtlich erfolgreichen Unternehmen.
Praktische Informationen zu BeY!iehir
Einwohner: 22 000 Höhe: 1120 m
Verkehrsverbindungen: viele Busverbindungen
und häufiger Dolmus-5ervice nach Konya (90 km);
einigeBusse fahren täglich nach ManavgatjAntalya.
Unterkunft: In der Stadt gibt es einige einfache Hotels. ,Hotel Martl" hat einige spartanisch ausgestattete Zimmer, ein freundliches Restaurant und einen eigenen Strand am Flußufer 3 km südlich. Camping ist möglich.
Östlich von Beysehir
Östlich des Gebirgszuges, der den Egridir See und Bey~ehir See voneinander trennt, breitet sich die anatolische Steppe immer weiter ins Hochland aus. Die typische "zentralanatolische" Stadt Yalvac; liegt in der Nähe der spärlichen Überreste von Antiochia in Psidien, in den Annalen der Geschichte dadurch bekannt, daß an diesem Ort erstmals Heiden und Juden zum christlichen Glauben übertraten. Die Ruinen bestehen unter anderem aus einem stark zerstörten römischen Theater, einem Aquädukt, und den Grundmauern eines Tempels, der dem Mondgott Men geweiht war.
Die Hauptroute führt weiter durch das flache Grasland am Ostufer des Bey,ehir Sees entlang (1116 m hoch gelegen) in die gleichnamige Stadt. Ein recht interessantes
Geschichtsrelikt findet man in E~tunplnar (Purpurfarbene Quelle), etwa 18 km nördlich der Stadt am Seeufer gelegen; es handelt sich um ein riesiges Steinrelief mit Darstellungen verschiedener hethitischer Gottheiten, das halb unter Wasser in einem natürlichen Teich steht. Das Relief ist Teil eines Heiligtums, das dem Wasser und den Fruchbarkeitsgöttern geweiht war und aus der Zeit der Herrschaft des Tuthalyia IV. (1250-1220 v. Chr.) datiert. Heute tränken hier die Schäfer Ihre Herden.
Eine holprige, aber sehr reizvolle Straße führt weiter am spärlich besiedelten westlichen Seeufer entlang, an dem eine ganze Reihe von Felsbuchten und winzige InseIchen zum Schwimmen einladen. Die Ruinen des legendären Sommerpalastes von Sultan Alaeddin Keykubat und einige byzantinische Klöster befinden sich in der Nähe des Städtchens Yeni,ar Bademli.

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